Über 4000 Jahre Siedler auf dem Berg

Landebahn des Flughafens
Steinaxt vom Berg
Steinaxt bei Dressendorf

1941: Dr. Adam Stuhlfauth, überraschte die oberfränkischen Historiker mit einem sensationellen Fund. Damals wurde der Militärflugplatz am Bindlacher Berg ausgebaut. Bei den Bauarbeiten am Rollfeld stieß man auf ein vergleichsweise gewaltiges Steinbeil mit einer Länge von 26 cm und einer Breite an der Beilschneide von 8,5 cm. Es handelt sich um ein mehrere Kilogramm schweres Arbeitsbeil, mit dem in der Jungsteinzeit vor mehr als 4000 Jahren Bäume gefällt und sonstige Rodungsarbeiten ausgeführt wurden. Dieses Beil ist mit seiner Größe einzigartig im Bayreuther Land. Es wurde von den Findern Dr. Stuhlfauth übergeben, damals Leiter der vor- und frühgeschichtlichen Sammlung des Historischen Vereins für Oberfranken.

Leider konnten die Finder den genauen Fundort am Rollfeld nicht bezeichnen. Eine größere Untersuchung am Ort war ebenfalls nicht möglich. Als militärischer Sicherheitsbereich war das Gebiet bis knapp zum Jahrtausendwechsel für entsprechende Arbeiten gesperrt, für eine größere Untersuchung fehlen die Mittel - es blieb bis heute bei diesem einen Fundstück direkt vom Hochplateau des Bindlacher Berges.

„Das Steinbeil war keine Kriegswaffe und wurde nur in nächster Umgebung einer Siedlung benutzt. Das lässt darauf schließen, dass in direkter Nähe des Fundortes eine Siedlung stand. Die attraktive Aussicht war wohl auch für die ‚Schnurkeramiker’ ein Argument bei der Wahl eines Bauplatzes,“ erläuterte Norbert Hübsch, Geschäftsführer des Historischen Vereins für Oberfranken bei einen Interview. „Der Blick über das Tal entschädigte für den Weg zu den Wasserquellen am Osthang des Bindlacher Berges Richtung Deps und Dressendorf.“ Zumal bereits in dieser Kultur schon eine Arbeitsteilung bestand: „Herrschaften“ überliesen das Wasser holen anderen.

In der Nähe sind im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts noch weitere Funde aus der Jungsteinzeit (ca. 5.000 bis 1.800 v. Chr.) ans Tageslicht gekommen. Sie sind ein Hinweis für den Aufenthalt von Menschen am Bindlacher Berg. Die Funde sind vorwiegend der späten Jungsteinzeit, der sogenannten Schnurkeramik-Kultur zuzuordnen. In dieser Zeit lebten die Menschen in dörflichen Gemeinschaften und ernährten sich vorwiegend durch Ackerbau und Viehzucht.

Die Nähe zum Wasser war ein ganz entscheidender Aspekt bei der Ortswahl. Und tatsächlich: Das östliche Quellgebiet war vor Jahrtausenden ein häufig genutzter Lager- und Siedlungsplatz. Das zeigt eine Reihe von Funden.

Beispielsweise förderten Ende der fünfziger Jahre wiederum Bauarbeiten ein in Oberfranken einmaliges Glanzstück jungsteinzeitlicher Steinbearbeitungskunst zu Tage. Beim Bau des amerikanischen Schießplatzes wurde eine schnurkeramische Steinaxt gefunden. Der Finder nahm sie mit nach Forchheim. Durch einen Zufall erfuhr Erich Sticht, Bayreuth, von dem Fund und konnte die Axt für die Sammlung des Historischen Vereins erwerben.

Wegen ihrer Form bezeichnet man diese Axt als Bootsaxt. Sie zeichnet sich durch eine feine und exakte Oberflächenbearbeitung aus, wie sie nur von spezialisierten Handwerkern ausgeführt werden konnte. Allein die Bohrung für den Axtstiel war eine technische Leistung. Als Bohrer dienten in dieser Zeit abgesägte Knochen oder Äste vom Holunder. Als Bohrmittel wurde Sand verwendet. Um diese Axt herzustellen, hat der Steinschleifer wohl ein bis zwei Wochen gearbeitet. Möglicherweise kam die Axt aus einer Werkstatt in Thüringen, einem Zentrum der Schnurkeramik-Kultur. Ein solches Prachtstück hatte natürlich auch damals seinen Wert. Mit dieser Axt wurde nie ein Baum gefällt oder ein Ast abgeschlagen. Es handelt sich hier um eine Streitaxt – eine Waffe. Gleichzeitig waren sie auch ein Würdezeichen - eine Art Zepter - ihres Besitzers, der wohl als Dorfhäuptling anzusprechen ist. Diese Äxte findet man vor allem in Gräbern. Vielleicht befand sich an der Fundstelle einst das Grab des „Häuptlings vom Bindlacher Berg“, der am Hochplateau sein Haus hatte?

„Wir glauben nicht, dort Gräber zu finden. Das Steinbeil war keine Grabbeigabe, sondern ein typisches Gebrauchswerkzeug“, so Hübsch. „Trotzdem beobachten wir die Baumaßnahmen am Bindlacher Berg intensiv. Beim Graben von Kellern und bei Erschließungsarbeiten sind wir deshalb immer wieder vor Ort.

Übrigens: Die beiden genannten Funde sind im Archäologischen Museum des Historischen Vereins für Oberfranken zu sehen. Das Museum befindet sich im Italienischen Bau des Neuen Schlosses in Bayreuth. Es ist ab dem 27. April 2002 jeweils am Samstag von 10.00 bis 15.00 Uhr und am ersten Sonntag im Monat von 10.00 bis 12.00 Uhr geöffnet. Andere Besuchszeiten können auch telefonisch (0921/65307) vereinbart werden.

Landebahn des Flughafens

Steinaxt

Steinaxt von Dressendorf